Ex-Mannesmann Joachim Funk kassiert nicht mehr

Der ehemalige Aufsichtsratchef von Mannesmann Joachim Funk kassiert zukünftig (zumindest offiziell) bei Vodafone nicht mehr regelmässig ab, wie die Sueddeutsche berichtet. Nach der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone, hatte Funk einige "winzige" Privilegien, darunter die lebenslange Nutzung von Büroräumen, eine Sekretärin und ein stattlicher Dienstwagen nebst Fahrer zugesprochen bekommen.

Joachim Funk hatte im Jahr 2000 seinen Namen, in bewährter Selbstbedienungsmanier, als damaliger Aufsichtsratchef eigenhändig auf die Abfindungsliste gesetzt: der bescheidene Mann wollte ursprünglich auch nur 9 Millionen DM erhalten, von Vodafone bekam er letztendlich bis zum heutigen Tag "nur" 3,1 Mio Euro (6 Mio DM).
Der britische Mobilfunkkonzern geriet in der letzten Zeit wegen immer mehr ans Tageslicht tretenden Ungereimtheiten im Zusammenhang mit irrwitzigen Abfindungen und Amigo-Geschäften unter Druck und beendete jetzt die Litanei in Sachen Funk. Da hat wohl jemand bedenken, wenn der Mannesmann-Prozess wieder aufgerollt wird, da könnten noch einige prickelnde Einzelheiten herauskommen ;-)

Laut Aussage des Unternehmens - falls man dieser überhaupt glauben darf - sind jetzt alle Bombons für Joachim Funk gestrichen, es soll zukünftig keine Zuwendungen mehr geben, eine "Einmalzahlung" sei auch nicht vorgesehen.

Also, noch eine Kleinigkeit: Funk sass im Mannesmann-Prozess zusammen mit Josef Ackermann und Klaus Esser auf der Anklagebank und im Herbst soll der Vorgang wieder aufgerollt werden...
Sun Tsu - 26. Mai, 09:06

Funk in der Presse

Ich wollte nur mal der Vollständigkeit halber kurz die anderen Presseberichte zum ehrenwerten Joachim Funk auflisten

Das Manager-Magazin legt in diesem Fall die Schmuse-Schreiberei ab und sagt im Artikel Privilegien von Funk zu der Selbstbedienung

So hatte Funk Anfang 2000 selbst vorgeschlagen, man solle ihm eine Prämie zahlen, obwohl er zum damaligen Zeitpunkt bereits aus der aktiven Unternehmensführung ausgeschieden war. Zudem hatte Funk zunächst im Präsidium des Aufsichtsrates über die Auszahlungen an sich selbst mit abgestimmt - ein schwerer Formfehler, der von den Wirtschaftsprüfern von KPMG schon damals beanstandet wurde.

Spiegel-Online schreibt auch kurz etwas zum Fall Joachim Funk, ist aber kaum der Erwähnung Wert, ist lediglich eine 1:1 Abbildung des obigen Artikels - wen wunderts ?

N24 und de.internet.com bringen auch etwas, darin werden aber ebenfalls keine neuen Aspekte hinterleuchtet.

Lobotomie - 26. Mai, 13:14

Aktenfälschung war auch dabei

SunTsu, beim MM-Online erwähnt man, daß die Wirtschaftsprüfer von KPMG die Ordnungsmäßigkeit der Zahlungen an Funk moniert hätten. In eingeweihten Kreisen wird man hier schon deutlicher und spricht von Aktenfälschung, was einem strafbaren Rechtsbruch gleich käme:

Hier steht:
Die Bedenken der KPMG-Mitarbeiter betrafen den Beschluss vom 4.Februar 2000, an dem das Präsidium über die Zahlungen von rund 60 Millionen DM an den damaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus Esser, den Ex-Aufsichtsratschef Joachim Funk und 14 weitere Manager entschied. Damit beweist erstmalig ein Zeuge den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, dass Protokolle nachträglich geändert wurden.

Weiter im Text heisst es
Insbesondere die Prämienzahlung an Funk sowie das Prozedere dazu monierte Müller, selber von Haus aus Jurist. „Dass diese eigenartige Staffel von Beschlüssen nicht richtig war, sah jeder Jurist im zweiten Semester“, so Müller wörtlich. Auch die Höhe der Anerkennungsprämie wurde seitens der Wirtschaftsprüfer massiv bemängelt, weswegen sie sogar mit einer Testatverweigerung drohten.

Sogar Esser hat Zweifel an die Rechtsmäßigkeit von Prämienzahlungen an Joachim Funk zum Ausdruck gebracht.Wo bleiben hier die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen?
Gepardenforelle - 26. Mai, 11:51

Joachim Funk: Die Aufsichtsrat-Vita

Von wegen er kassiert nicht mehr; bei Vodafone vielleicht nicht, aber er hat noch einige Anlaufstellen, wo er abkassieren kann. Der Mann ist ein typisches Beispiel dieser Tage von Sumpf und Postenschieberei zwischen Politik, Stiftungen, Wirtschaft und Lehre.
Für alle die es nicht wissen: der berufsmässige Postensammler ist Jahrgang 1934 und seit 1960 bei Mannesmann, wo er 1980 Finanzvorstand wurde; 1984 wurde Funk Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, was aber nicht unbedingt seinem Credo entspricht, denn da muss man sich noch zeitweise für Entscheidungen und Handlungsweisen rechtfertigen.

Da aber Amigo Funk eine unnachahmliche Bauernschläue besitzt, kapierte er rechtzeitig wo der Hase lang läuft: Posten im Aufsichtsrat mussten her, da hat man viele Freunde und die Bezahlung für eine Alibi-Tätigkeit stimmt auch !!!!

Jetzt dürft Ihr raten was dieser erleuchtenden Erkenntnis folgte: Genau ! 1998 übernahm Amigo Joe den Vorsitz im Aufsichtsrat von Mannesmann. Im gleichen Jahr übrigens kapierte der Postenstratege, dass eine universitäre "Ölung" für seine weitere Aufsichtsrat-Karriere auch nicht gerade hinderlich ist, und so wurde er Honorarprofessor in München.

Das konnte aber nicht schon alles sein, das bißchen Arbeit füllt einen derart umtriebigen Mann doch nicht aus: 2000 wollte Funk beim New-Economy-Boom auch dabei sein und so übernahm er im September des gleichen Jahres den Vorsitz im Aufsichtsrat der Wista Management GmbH, Betreiber des Technologie-Parks Berlin-Adlershof. Damals glaubte man noch, sich mit der Ansiedlung furchtbar vieler New-Economy-Klitschen gaaanz schnell die Taschen vollmachen zu können. Die Wista Management GmbH hatte damals schon eine Bankrotteur-Geschichte hinter sich, der Sumpf von Politik (Senat) und Wirtschaft liessen Millionen in Schwachsinn versickern und erregte vielerorts den Verdacht, lediglich zum Zwecke der Steuergeld-Abzocke existent zu sein. Und hier war Joachim Funk richtig: mit der Bekundung Politik, Wirtschaft, Forschung und Innovation zusammenbringen zu wollen, kann man seit Jahren in Deutschland königliche Spenden und Fördergelder abzocken, während in diesem Land die substantielle Forschungswirtschaft am Hungertuch nagt und tägliche Kürzungen hinnehmen muss !

Ja, Freunde, das war aber noch nicht alles: Erwähnenswert ist vielleicht noch Funks Aufsichtsrat-Posten bei der CDU-nahen Stiftung Demoskopie Allensbach, denn Trendsetter zu sein, heisst über Politik, Zukunft und den eigenen Kontostand aktiv bestimmen zu können.

Die Vita dieses Mannes ist eine eitrige Blutspur durch das Howto von Postenschieberei, ungerechtfertigten Abfindungen und Amigo-Geschäften. Es gibt etliche Punkte, die einen Staatsanwalt - nee, besser 10 - auf den Plan rufen sollten !

Lobotomie - 26. Mai, 14:51

Der Aufsichtsrat-Profi

Gepardenforelle, Du hast seine Einkommensquellen -Aufsichtsrat-based wie es heutzutage heisst- noch nicht komplett aufgeführt.
Der "Powerman" war auch im Aufsichtsrat des Gerling-Konzerns und bei MG-Technologies, ein Spezialmaschinenbauer, um nur mal die Wichtigsten zu nennen...

Da wird man blass, was ? Da bleibt wohl ganz viel Zeit, um seine Aufgaben ordnungsgemäss zu erfüllen; nicht dass du jetzt denkst, der Funk will sich nur die Taschen vollmachen, neee! Wenn du einen leistungsfähigen Taschenrechner hast, versuche mal den Zeitaufwand für die vielen Posten zu berechnen, bedenke aber dabei, der Tag hat nur 24 Stunden:-)
Lobotomie - 1. Jun, 08:46

Funk und die Zufälle

Erstaunlich ist weiterhin, daß Joachim Funk Mitte April 2000 - einen Tag nach der Genehmigung der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone durch die EU - seinen Aufsichtsrat-Posten niedergelegt hat; offiziell hieß es, er hätte diesen Schritt bereits im Februar angekündigt, aber der Zeitpunkt ist seeeehr verdächtig.
Für Funk war zum Zeitpunkt seines Ausscheidens von Mannesmann bereits ein Aufsichtsrat-Sessel "vorgewärmt", nämlich bei der Atecs Mannesmann AG, falls diese - wie ursprünglich geplant - an die Börse gebracht werden sollte. Da die Atecs jedoch an Siemens verkauft wurde und es somit nicht mehr zum geplanten Börsengang kam, konnte Freund Funk nicht mehr als Aufsichtsrat installiert werden ;-)

Besonders pikant ist in diesem Zusammenhang weiterhin die ursprüngliche Strategie des Mannesmann-Konzerns bezüglich der ehrgeizigen Börsenpläne mit der Atecs: 50% von Atecs sollten bis Mitte 2000 an die Börse gebracht werden, der Rest sollte 2001 folgen, als Grund für die Teilung des Börsenganges gab der damalige Vorstandsmitglied Georg Acker "steuerliche Aspekte" an: man wollte mit der zweiten Hälfte warten, bis die Bundesregierung Veräußerungsgewinne komplett steuerfrei gestellt habe.

Imer wieder das gleiche Muster: Zerteilen, Abzocken und "Steuern sparen". Eigentlich ein weiterer Fall für die Staatsanwaltschaft und Finanzbehörden, aber das ist eine andere Geschichte ;-)

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